Der 22-jährige Sina Ghanbari, der bei einer Demonstration verhaftet wurde, starb am 6. Januar im Isolationstrakt des Teheraner Evin-Gefängnisses. Menschenrechtlern zufolge war sein Tod eine Folge der Misshandlungen in der Haft.
Aus dem Iran gehen laufend Berichte überzunehmende Massenverhaftungen von Demonstranten und Unterstützern der Protestbewegung ein. Verhaftet werden auch Bürgerjournalisten, die im Internet über die Proteste berichten, oder bekannte Menschenrechtsaktivisten. Bei vielen Verhafteten ist unklar, wo sie festgehalten werden. Die Gefängnisbehörden verweigern Auskünfte darüber.
Berichte sprechen inzwischen von mindestens 50 getöteten Demonstranten und mehr als 3000 Verhafteten. Unter den Festgenommenen sollen hunderte Studenten und Schüler sein. Die Demonstranten werden in Foltergefängnisse gesperrt, wo sie keinen Zugang zu einem Rechtsanwalt oder Familienangehörigen haben. Berichten zufolge sollen die Gefangenen gezwungen werden, sich vor laufenden Fernsehkameras selbst zu beschuldigen und zu „bereuen“.
Tod „unter ungeklärten Umständen“ im Evin-Gefängnis
Inzwischen wurde der Tod eines verhafteten Demonstranten im Teheraner Evin-Gefängnis bestätigt. Der 22-jährige Sina Ghanbari (Bild) starb am 6. Januar im Isolationstrakt des Gefängnisses. Nach offiziellen Angaben soll er „unter ungeklärten Umständen“ zu Tode gekommen sein. Menschenrechtlern zufolge war sein Tod eine Folge der Misshandlungen in der Haft.
Mehrere hundert verhaftete Demonstranten werden zurzeit im Evin-Gefängnis in Teheran und im Gohardasht-Gefängnis der Stadt Karaj, ca. 50 km von Teheran entfernt, festgehalten. Andere Gefangene wurden innerhalb der Gefängnisse verlegt, damit einige Trakte für neu festgenommene Demonstranten zur Verfügung stehen.
Regime-Kleriker hetzen gegen die Demonstranten und fordern ihre Hinrichtung
Das Regime behauptet, die Bürgerproteste seien „vom Ausland organisierte Verschwörungen“, und droht den Verhafteten mit hohen Strafen wegen ihrer Beteiligung daran. Sogenannte „staatsfeindliche Aktivitäten“ können im Iran mit dem Tode bestraft werden. Fanatische Regime-Kleriker hetzen gegen die Demonstranten und fordern ihre Hinrichtung.
Negin Arameshi, Studentin der Germanistik an der Universität Teheran, wurde am 2. Januar verhaftet.
Mehrere Aktivisten der Studentenbewegung werden im Trakt 209 des Evin-Gefängnisses festgehalten, der dem Geheimdienst untersteht. Familienangehörige wurden eingeschüchtert. Ihnen wurden von Geheimdienst-Mitarbeitern Repressalien angedroht, wenn sie mit Medien über die Festnahmen sprechen. Mitglieder des Teheraner Studentenverbandes wurden ebenfalls festgenommen, nachdem sie Informationen über die Haft-Orte der Studenten verlangt hatten.
Vor dem Evin-Gefängnis in Teheran: Studenten fordern die Freilassung ihrer gefangenen Kommilitonen.
Seit dem 30. Dezember versammeln sich Familienangehörige immer wieder vor dem Evin-Gefängnis, um die Freilassung der Gefangenen zu fordern und Informationen über die Lage der Verhafteten zu erhalten. Mehrfach wurden sie von bewaffneten Regime-Polizisten auseinandergetrieben und bedroht, selbst festgenommen zu werden.
Iranische Menschenrechtler haben erneut an die Weltgemeinschaft appelliert, sich an die Seite der Bevölkerung im Iran zu stellen. Die UNO müsse wirksame Maßnahmen ergreifen, damit die Gewalt gegen die friedlichen Demonstranten aufhört. Das Recht der Menschen im Iran auf Versammlungs-, Meinungs- und Redefreiheit müsse verteidigt werden. Alle, die wegen ihrer Teilnahme an den Demonstrationen verhaftet wurden, müssen sofort freigelassen werden.