Irans Staatsmedien: Der Tod von Herrn Shajarian und die Angst des Regimes vor einem Aufstand

NWRI

Das Teheraner Jam Krankenhaus – Öffentliche Proteste nach dem Tod von Herrn Shajarian

Die staatlichen Medien spiegelten am Samstag nach den Meldungen über das Ableben des bekannten Meisters der traditionellen persischen Musik und Sängers Mohammad Reza Shajarian die Furcht des Regimes wieder.

Es erhoben sich Proteste, nachdem Herr Shajarian am Freitagabend gestorben war. Die Menschen skandierten Slogans wie: „Das Nationalfernsehen ist eine Schande” und „Tod dem Diktator”. Aus Furcht davor, dass diese Proteste eine weitere Runde von Protesten einleiten könnten, wurde das Begräbnis von Herrn Shajarian unter hohen Sicherheitsvorkehrungen abgehalten.

 

Das gleiche Regime und seine Medien, das vor Jahren Herrn Shajarian zensierte und die Menschen daran hinderte, seine außerordentliche Stimme zu hören, gab jetzt vor, um ihn zu trauern. Das ist nichts weiter als der verbrecherische Versuch, eine weitere bekannte Persönlichkeit für sich zu reklamieren und ein verzweifelter Versuch, die unruhige Gesellschaft stillzustellen.

Am Samstag schrieb die staatliche Tageszeitung Hamdeli: „Die meisten Leute sind besorgt über den Druck auf die Lebensumstände, die hohen Preise und die Arbeitslosigkeit usw. Wenn die Islamische Republik jetzt Hindernisse auf dem Weg von Künstlern aufbaut, wird sie zusätzliche Verärgerung in der Gesellschaft auslösen und jede Art von Rücksichtslosigkeit wird die Zahl der Opponenten [des Regimes]  vergrößern. Deshalb sollte man nicht erwarten, dass die Menschen und die Gesellschaft in Frieden leben. Denn der Rauch, der von diesem Feuer aufsteigt, wird in jedermanns Augen schmerzen“.

Hamdeli Tageszeitung – Erste Seite der Samstagsausgabe

Die staatliche Jahane-e Sanat veröffentlichte einen Artikel von Mahmoud Sadeghi, einem früheren Parlamentsmitglied des Regimes, über die hohen Sicherheitsvorkehrungen bei Herrn Shajarians Begräbnis: „Nur um dem bekannten Meister des persischen Gesangs Tribut zu zollen, bin ich zum Jam Krankenhaus gegangen und stand abseits. Leider kontrollierten Polizei und Spezialkräfte sehr engmaschig die Straßen, die zum Krankenhaus führten, und die Motorräder der Spezialeinheit griffen die Menge an. Solche Szenen wurden von Kameras aufgezeichnet und in die Welt geschickt. Das macht die Opposition zum Gegenstand negativer Propaganda, aber leider wederholt sich die Instinktlosigkeit bei solchen Ereignissen“.

Die Tageszeitung Jahan-e Sanat – Titelseite der  Samstagsausgabe

Zu den Versuchen des Regimes, so zu tun, als trauere es um den Versuch von Herrn Shajarian, obwohl es nur darauf aus ist, die Gesellschaft ruhigzustellen, schrieb Herr Sadeghi: „Es ist nichts Neues in unserem Land: manchmal verletzt [das Regime] große und berühmte Figuren, solange sie leben und erlegt ihnen Beschränkungen auf. Aber nach ihrem Tod versuchen [die Amtsträger des Regimes] die öffentliche Meinung zu begleiten“.

Während das Regime die Menschen als „Staub und Müll” bezeichnet, sagt Herr Shajarian, dass er die Stimme des Volkes ist

Nach der Erhebung der iranischen Bevölkerung im Jahr 2009, als Mahmoud Ahmadinejad, der damalige Präsident, die Menschen als „Staub und Müll“ bezeichnete, gab Herr Sharjarian bekannt, dass er, wenn die Menschen Staub und Müll seien, die Stimme von diesem „Staub und Müll“ sei. Das Regime entfernte daraufhin das berühmte Lied zum Ramadan von Herrn Shajarian, Rabanna, aus dem Fernsehen und erlaubte ihm nicht mehr, irgendwelche Konzerte zu geben.

Dazu schrieb Sadeghi in Jahan-e Sanat: „Wir erinnern uns alle an die Reaktion von Herrn Shajarian auf die „Staub und Müll“ Sache, bei der er sich als die Stimme dieses „Staubs und Mülls“ bezeichnete. Jetzt versuchen die gleichen Leute, die das Volk Staub und Müll nannten, uns vorzumachen, dass sie das Volk begleiten“.