Bürgerproteste im Iran: 45 Tote, über 2500 Verhaftungen

Den verhafteten Demonstranten drohen hohe Strafen. Unter dem Teheraner Regime können sog. „staatsfeindliche Aktivitäten“ mit dem Tode bestraft werden. Fanatische Regime-Kleriker hetzen gegen die Demonstranten und fordern ihre Hinrichtung.

Während die Bürgerproteste gegen die Diktatur im Iran andauern, gehen die Regime-Milizen und Revolutionsgarden mit zunehmender Gewalt gegen die Demonstranten vor. Sie setzen auch Schusswaffen ein und schießen wahllos in die Ansammlungen von friedlichen Demonstranten. Inzwischen wird von 45 Demonstranten berichtet, die während der letzten Woche von Regimetruppen erschossen oder zu Tode geprügelt wurden. Iranische Menschenrechtsverteidiger berichten, dass die Zahl der Inhaftierten landesweit über 2500 angestiegen ist.

Bilder von Demonstranten, die von Regimetruppen getötet wurden

Zu den Todesopfern gehört der 13jährige Schüler Armin Sadeghi (im Bild oben Mitte), der am 1. Januar während eines Protestmarsches in der Stadt Khomeynishahr (Zentraliran) von Regime-Milizen erschossen wurde. Der Bildungsminister des Regimes bestätigte, dass mindestens zwei Jugendliche bei den Protesten getötet wurden.

Nematolah Salehi (im Bild rechts unten) wurde am 1. Januar in Isfahan (Zentraliran) erschossen. Aus der Stadt Shahin-Shahr nahe Isfahan wurden drei weitere Tote gemeldet.

Unter den 10 Demonstranten, die in der Stadt Izeh (südwestiranische Provinz Khusistan) erschossen wurden, sind Behzad Shahsavari (im Bild oben links) und Masoud Kiani (im Bild oben rechts).

Hamzeh Lashani (im Bild unten links) und Mehdi Kohzadi (im Bild unten Mitte ) gehören zu den Todesopfern in der Stadt Doroud in der westiranischen Provinz Lorestan.

Video vom 30.12.2017 aus der Stadt Doroud, Lorestan

Video aus der Stadt Tuyserkan in der westiranischen Provinz Hamedan, wo sechs Demonstranten erschossen wurden

Verhaftungswelle: Über 2500 Menschen festgenommen

Im ganzen Land kommt es zu willkürlichen Massenverhaftungen. Berichte sprechen von über 2500 Verhaftungen landesweit. Die festgenommenen Demonstranten werden in Foltergefängnisse gesperrt, wo sie keinen Zugang zu Rechtsbeiständen oder Familienangehörigen haben. Berichten zufolge sollen die Gefangenen gezwungen werden, sich vor laufenden Fernsehkameras selbst zu beschuldigen und zu „bereuen“.

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Allgegenwärtige Repression in Teheran

Im Iran sind alle regimekritischen Versammlungen grundsätzlich verboten. Das Regime behauptet, die Bürgerproteste seien „vom Ausland organisierte Verschwörungen“, und droht den Verhafteten mit hohen Strafen wegen ihrer Beteiligung daran. Sogenannte „staatsfeindliche Aktivitäten“ können im Iran mit dem Tode bestraft werden. Fanatische Regime-Kleriker hetzen gegen die Demonstranten und fordern ihre Hinrichtung.

Allein vom 30. Dezember bis zum 1. Januar wurden in Teheran nach offiziellen Angaben 450 Menschen festgenommen. Die Teheraner Studentenvereinigung berichtet über die Verhaftung von zahlreichen Studenten der Universität Teheran und der Hochschulen Allameh Tabataba’i und Sharif.

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Die Teheraner Studentin Leila Hassanzadeh ist unter den Verhafteten.

Folgende Festnahmen wurden bisher bestätigt:

Universität Teheran: Leila Hassanzadeh, Sina Rabiei, Mohsen Haghshenas, Mikaeil Gholirad, Pedram Pazireh, Mohammad Mohammadian, Ali Mozaffari, Mehdi Vahabi-Sani, Sohein Movahedan, Arash Avari, Danial Iman, Amir-Hossein Elmtalab, Majid Akbari, Mohsen Torabi, Kasra Nouri, Aref Fathi, Mohsen Mir-Hosseini and Mohammad Javaheri.

Allameh Tabataba’i Hochschule: Sama Derakhshani, Faezeh Abdipour, Majid Mosafer, Mohammad Khani, Siavash Amjadi, Mohsen Shahsavan and Sina Ghaffari.

Sharif Hochschule: Mohammad Sharifi Moghaddam.

Drohungen gegen Familienangehörige von Verhafteten

Familienangehörige versammeln sich immer wieder vor dem Teheraner Evin-Gefängnis, wo die meisten Verhafteten festgehalten werden. Mehrfach wurden sie von bewaffneten Regime-Polizisten auseinandergetrieben und bedroht, selbst festgenommen zu werden.

Die Familien versammeln sich, um die Freilassung der Gefangenen zu fordern und  Informationen über die Lage ihrer Angehörigen zu erhalten. Auch diese Informationen werden ihnen verweigert.

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Familienangehörige von verhafteten Demonstranten an der Zufahrt zum Teheraner Evin-Gefängnis

Iranische Menschenrechtler haben erneut an die Weltgemeinschaft appelliert, sich an die Seite der Bevölkerung im Iran zu stellen. Die UNO müsse wirksame Maßnahmen ergreifen, damit die Gewalt gegen die friedlichen Demonstranten aufhört. Das Recht der Menschen im Iran auf Versammlungs-, Meinungs- und Redefreiheit müsse verteidigt werden. Alle, die wegen ihrer Teilnahme an den Deomstrationen verhaftet wurden, müssen sofort freigelassen werden.