Von: Alejo Vidal-Quadras
Seit mehr als vier Jahrzehnten lagen Europa und Amerika in dem falschen Glauben, der Iran könne sich nur aus dem Regime heraus wandeln. Diese Vorstellung wurde durch mehrere Entwicklungen im Iran in den letzten Jahren widerlegt und dennoch hält sie sich erstaunlich hartnäckig.
Ein Zeichen dieser Strategie ist die absurde Stille in den internationalen Medien und bei den Politikern im Westen, wenn es um die Frage geht, welche Perspektiven eigentlich das gewöhnliche iranische Volk und seine Exiliraner so haben. Ihre Stimmen sind merkwürdigerweise nicht anwesend, wenn es um politische Diskussionen und Analysen sowie langfristige Trends in den Beziehungen zwischen der iranischen Regierung und seinem Volk geht.
Doch wir sollten nicht denken, dass das iranische Volk selbst still ist. Bereits kurz nach der Revolution im Iran hat das Volk immer wieder um Hilfe gebeten. Wenn die internationale Gemeinschaft bereits damals auf ihre Rufe gehört hätte, dann wäre dieses System von Ajatollah Chomeini von Anfang an verwundbar und unpopulär gewesen.
Dieses System der absoluten Herrschaft der religiösen Kleriker ist nichts, was sich der normale Teilnehmer an der Revolution vorgestellt hatte. Die meisten, die in Opposition zu Schah Pahlavi standen, träumten von Demokratie. Und nachdem Chomeini und seine Bande die Bewegung unterwandert hatte, schlossen sich viele Iraner anderen revolutionären Gruppen an, welche die Vision von Freiheit und Demokratie aufrecht erhielten, allen voran die Volksmojahedin Iran (PMOI/MEK).
Die iranischen Vertreter wollen ihre Rolle herunter spielen und die Opposition dämonisieren und sie betiteln solche Gruppen als „Kult“ oder „Grüppchen“, womit suggeriert werden soll, dass sie keine Unterstützung im Volk haben und so die Beschwichtigungspolitik fortgesetzt wird. Die Mullahs haben für diese Taktik im Westen Unterstützung erhalten und so ihre Propaganda auch dort verbreiten können. Die internationale Mißachtung der iranischen Opposition war so extrem, dass selbst 1988, als Teheran die MEK und andere Oppositionsgruppen mit Hilfe von Massenhinrichtungen auslöschen wollte, die globalen Medien fast ausschließlich stumm blieben.
Es scheint keine Rolle zu spielen, dass die Vertreter der MEK in aller Welt alles in ihrer Macht stehende tun, um durch Augenzeugenberichte und Aussagen von Opfern der Welt deutlich zu machen, dass dort ein Massaker stattfand. Während weniger Monate wurden damals nach Schätzungen 30.000 politische Gefangene in Massenhinrichtungen ermordet, nachdem sie es ablehnten, sich dem theokratischen System zu unterwerfen. Viele von ihnen wurden später im Geheimen in Massengräbern verscharrt, welche in den Jahren darauf sukzessive zerstört wurden, als Teheran mögliche internationale Konsequenzen für das „schlimmste Verbrechen der Islamischen Republik“ fürchtete.
Glücklicherweise hat die MEK dieses Massaker nicht nur überlebt, sondern danach ihren Kampf fortgesetzt. Leider hatte dieser Fakt nur wenig Auswirkungen auf die Stille unter den Reportern im Westen, doch die MEK und der NWRI erhielten nun in einem signifikanten Ausmaß Unterstützung von einer Reihe von Politikern, die aus einem bereiten Spektrum verschiedener Parteien in Europa und den USA kamen.
Im letzten Monat wurde der US Außenminister Mike Pompeo eine Resolution des Repräsentantenhauses präsentiert, welche von 221 Abgeordneten unterstützt wurde, sowohl von Republikanern als auch von Demokraten.
In dieser Resolution wurden der 10 – Punkte Plan von Maryam Rajavi, der gewählten Präsidentin des Nationalen Widerstandsrates Iran, wiedergegeben. Dieser Plan ruft zu einem freien Iran mit freien Wahlen, Frauenrechten und den Schutz von Minderheiten sowie zu friedlichen Beziehungen mit den arabischen Nachbarn, einer Trennung von Kirche und Staat und dem Ende des Atomwaffenprogramms auf. Dies ist ihre Vision von einem zukünftigen Iran.
Diese Vision wurde in vielen Veranstaltungen artikuliert und öffentlich gemacht. Hinzu kommt ein breites Spektrum an kleineren Veranstaltungen und dann ist da noch die Großveranstaltung, welche der NWRI jeden Sommer abhält, um zu zeigen, wie sehr die Unterstützung und die Stärke der Organisation der MEK und seiner Verbündeten gewachsen ist. Dieses Jahr wird am 17. Juli dieses Event Online stattfinden. Aufgrund der Coronavirus Pandemie sind größere Veranstaltungen von Zehntausenden Exiliranern an einem Ort nicht möglich, aber auch auf diesem besonderen Weg werden seine Redner und Teilnehmer ohne Zweifel zeigen, dass es großes Verständnis für den iranischen Widerstand gibt und dass er eine Kraft ist, die man beachten muss.
Diese Nachricht wurde auch bei den letzten großen landesweiten Aufständen im Iran vermittelt, die im Januar 2018 und im November 2019 stattfanden. Beide Aufstände haben explizit die Nachricht des Regimeswandel in die Welt und in den Iran getragen. Diese Welle war wie ein Erdbeben und es gibt keine Rechtfertigung dafür, dass diese Nachricht aus der Mainstreampolitik in den USA und Europa heraus gehalten wird.
Es ist längst überfällig, dass der Westen den politischen Wert des iranischen Widerstandes anerkennt und seinen Unterstützern zuhört, wenn sie bei der globalen Konferenz am 17. Juli sprechen. Dort werden sie ihre Pläne zum Sturz der klerikalen Diktatur und für ein wahres demokratisches System im Herzen des Mittleren Osten kund tun.
Dr. Alejo Vidal-Quadras
Alejo Vidal-Quadras ist ein Professor für Atom- und Kernphysik. Er war von 1999 – 2014 Vizepräsident des EU Parlamentes und ist der Präsident des Internationalen Komitees auf der Suche nach Gerechtigkeit (ISJ).