Iran: Studenten seit über 24 Monaten in unrechtmäßiger Gefangenschaft

Internationale Kampagne für die Freilassung von Ali Younesi und Amirhossein Moradi: Die Organisation Scholars at Risk (SAR) setzt sich für die beiden Studenten ein. Ihnen droht die Todesstrafe. SAR: Die Machthaber im Iran versuchen, jegliche Regimekritik unter Studierenden zu unterdrücken.

Die Studenten Ali Younesi (Bild links) und Amirhossein Moradi werden seit über 24 Monaten unter fadenscheinigen Vorwänden willkürlich im Teheraner Evin-Gefängnis festgehalten. Der Regime-Geheimdienst wirft ihnen mit Hilfe von konstruierten Beschuldigungen „Gefährdung der Staatssicherheit“ und Kontakte zu oppositionellen Gruppen vor. Seit ihrer Verhaftung wurden die beiden Studenten mehrfach körperlich und seelisch gefoltert, um sie zu zwingen, sich mit falschen Geständnissen selbst zu belasten.

Die Organisation Scholars at Risk (SAR) hat in einem offenen Brief die sofortige Freilassung von Ali Younesi und Amirhossein Moradi gefordert. SAR ist ein internationales Netzwerk zum Schutz gefährdeter Wissenschaftler, dem mehr als 600 Universitäten und Hochschulen in 42 Ländern angehören. Die Organisation setzt sich für die Menschenrechte von Wissenschaftlern und für die Achtung der Prinzipien der akademischen Freiheit, darunter der Rede- und Meinungsfreiheit, ein.

Bis zu ihrer Verhaftung am 10. April 2020 haben Ali Younesi und Amirhossein Moradi Informatik und Physik an der Sharif-Universität für Technologie in Teheran studiert. Sie gehören zu den hochbegabten Studenten, die in mehreren Wettbewerben ausgezeichnet wurden. 2018 gewann Ali Younesi mit dem iranischen Team die Goldmedaille der Internationalen Astronomie-Olympiade.

Drohende Todesstrafe

In dem Schreiben der Organisation Scholars at Risk wird mit Besorgnis darauf hingewiesen, dass die beiden Studenten allein wegen ihrer regimekritischen Meinungsäußerungen und ihrer Teilnahme an friedlichen Bürgerprotesten in Gefahr sind, zum Tode verurteilt zu werden.

Ali Younesi und Amirhossein Moradi, so SAR, seien zu Beginn ihrer Gefangenschaft 60 Tage lang in Isolationshaft gewesen. Sie seien geschlagen und anderweitig gefoltert worden. Ali Younesi sei durch die Schläge an seinem linken Auge schwer verletzt worden. Die notwendige medizinische Versorgung sei ihm verweigert worden.

Die Gefangenschaft und Misshandlung der beiden Studenten sei bezeichnend dafür, dass die Machthaber im Iran versuchen, jegliche Regimekritik unter Studierenden zu unterdrücken. Jeder, der an iranischen Hochschulen sein Recht auf eine politische Meinung zu Ausdruck bringe, müsse Verfolgungsmaßnahmen befürchten.

Amnesty International hat bereits im November 2021 gefordert, dass Ali Younesi und Amirhossein Moradi, die nur aufgrund der tatsächlichen oder vermeintlichen Verbindungen ihrer Angehörigen zu oppositionellen Gruppen festgehalten werden, unverzüglich und bedingungslos freigelassen werden. Bis zu ihrer Freilassung müsse dafür gesorgt werden, dass sie vor Folter und anderer Misshandlung geschützt werden und unverzüglich Zugang zu medizinischer Versorgung und benötigten Medikamenten erhalten. Außerdem müsse Kontakt mit ihren Familien und Rechtsbeiständen ihrer Wahl zugelassen werden. Es müsse eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe stattfinden, dass die beiden am Tag ihrer Festnahme gefoltert wurden und unter Bedingungen festgehalten werden, die dem absoluten Verbot von Folter und anderen Misshandlungen entgegenstehen.