Bewegende Informationsveranstaltung zur Lage im Iran: Mutige Menschen leisten Widerstand für Freiheit – trotz Verfolgung und Gewalt

Pröpstin Christina-Maria Bammel zu den Menschenrechtsverletzungen im Iran: „Die Welt darf nicht zuschauen und schweigen, wenn ganze Familien zerstört werden. Unser Schweigen spielt der Gewalt nur in die Hände. Wir haben es in Europa erlebt, dass solche Systeme der Gewalt und der Willkürmacht zu einem Ende gebracht werden können.“

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Am 12. Mai fand ein bewegender Informations- und Diskussionsabend in der Apostel-Petrus-Kirchengemeinde in Berlin statt. Bei der Veranstaltung „Freiheit im Glauben – Freiheit im Leben“ ging es um die Menschenrechtsverletzungen und Hinrichtungen im Iran und den beharrlichen Widerstand von Iranerinnen und Iranern gegen die Diktatur und für Demokratie. Zu den Mitwirkenden gehörten Christina-Maria Bammel, Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), und Thomas Harms, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Reinickendorf.

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Betroffene aus dem Iran sprachen in der Veranstaltung über ihre Erfahrungen mit der menschenverachtenden Diktatur. Die Gäste hörten bewegende Berichte von Menschen, die mutig gegen Unterdrückung und Gewalt im Iran aufstehen – alle mit persönlicher Geschichte und starkem Engagement. „Angesichts von Verfolgung, Folter und Tod im Iran haben so erstaunlich viele Frauen und Männer ihre Hoffnung auf freies Leben nicht verloren und kämpfen weiter für ihre Freiheit“, sagte Thomas Harms. 

Wer sich im Iran für Menschenrechte einsetzt, riskiert sein Leben. Die alltägliche staatliche Kontrolle, insbesondere von Frauen, hat ein unerträgliches Ausmaß angenommen. Menschen werden kriminalisiert und in ihren Grundrechten beschnitten, internationale Menschenrechtsstandards verletzt. Nach Angaben von Menschenrechtlern greift das Teheraner Regime zu einer beispiellosen Welle von Hinrichtungen. In den vergangenen neun Monaten seit dem Amtsantritt des Regime-Präsidenten Pezeshkian seien mindestens 1200 Menschen hingerichtet worden. Dutzende politische Gefangene seien in Hinrichtungsgefahr.

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Maryam Hassani, die Tochter des im Iran von der Hinrichtung bedrohten Mehdi Hassani, appelliert an die Bundesregierung, sich für die Rettung ihres Vaters einzusetzen.

In der Berliner Veranstaltung wurde auch auf die Fälle der politischen Gefangenen Mehdi Hassani (48) und Behrouz Ehsani (69) hingewiesen, die besonders akut sind. Sie sind unmittelbar von der Vollstreckung der Todesstrafe bedroht. Die in Deutschland lebende Maryam Hassani, die Tochter von Mehdi Hassani, hat in Berlin auf die überaus ernste Lage für die beiden iranischen Oppositionellen hingewiesen und die deutsche Regierung eindringlich um Unterstützung gebeten.

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Bereits im Vorfeld der Veranstaltung erklärte Pröpstin Christina-Maria Bammel zur Lage im Iran u.a.:

„Es kommt darauf an, jenseits der tagesaktuellen Schlagzeilen von den Erfahrungen der Menschen mit dem Regime zu hören, das seit weit über 40 Jahren an der Macht ist. Vor allem Frauen leben im Iran in einem System von Unterdrückung, wovon wir hier nur in Ansätzen eine Vorstellung haben. Die Lage der Menschenrechte dort und der Menschen hier, die sich auch in Deutschland gegen die iranische Gewaltherrschaft einsetzen und die nach einem Neuanfang hier mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, kann niemanden kalt lassen. (….)

Es gibt viel zu viele Orte auf dieser Erde, wo Menschen gefoltert, gequält und hingerichtet werden. Der Iran ist ein Ort, an dem das in besonders brutaler Weise geschieht. Und die Machenschaften des Regimes reichen bis hinein nach Europa. Die Welt darf nicht zuschauen und schweigen, wenn ganze Familien auf Generationen zerstört werden. Unser Schweigen spielt der Gewalt nur in die Hände. Rückblickend muss ich sagen: Wir haben es in Europa erlebt, dass solche Systeme der Gewalt und der Willkürmacht zu einem Ende gebracht werden können. Teilen wir etwas von dieser Kraft der Befreiung und des Neuanfangs mit den mutigen Frauen und Männern. Ein säkularer, demokratischer Staat ist möglich.“