NWRI- Systematische Manipulation wirtschaftlicher Maßzahlen durch das iranische Regime
Vier Berichte
Im derzeitigen Kleriker Regime liegt die Verantwortung für die Lieferung wichtiger wirtschaftlicher statistischer Zahlen bei zwei entscheidenden Institutionen: dem Statistischen Zentrum und der Zentralbank. Diese Institutionen legen jedoch unterschiedliche Variablen und Zahlen zur Statistik vor unter Angabe verschiedener Gründe und Rechtfertigungen.
Diese Praxis erlaubt es dem Kleriker System, seine Rückschläge und längerfristigen finanziellen Schwierigkeiten wegzudiskutieren und sie den statistischen Unterschieden zuzuschreiben. Das Ergebnis ist, dass das Publikum die Orientierung verliert und damit aufhört, sich auf interne Berechnungen zu verlassen, und sich stattdessen an auswärtige statistische Zentren hält.
Dementsprechend sieht Mohammad Reza Farzin, der Chef der Zentralbank, in den Abweichungen zwischen diesen beiden Institutionen einen „natürlichen und historisch gewachsenen Aspekt“.
In den letzten Monaten hat der Präsident des Regimes Ebrahim Raisi regelmäßig wirtschaftliches Wachstum und neue Erfolge seiner Regierung hervorgehoben und sich dabei auf Zahlen gestützt, die von diesen Institutionen unter seiner Autorität veröffentlicht worden sind. Unter Verwendung der statistischen Abweichungen verspricht er Verbesserungen in der gesamten Situation.
Laut dem iranischen Statistischen Zentrum betrug das wirtschaftliche Wachstum in der ersten Hälfte des laufenden Jahres 7,5 %, während die Zentralbank es mit 4,7 % ansetzt. Der Abstand zwischen den beiden Schätzungen beträgt immerhin 2,2 Millionen Toman, was 32,4 % des Bruttosozialprodukts für die ersten sechs Monate dieses Jahres entspricht.
https://x.com/iran_policy/status/1732022257646490030?s=20
Diese Diskrepanzen bei den Zahlenwerten beschränken sich nicht auf die aggregierten Zahlen, auch bei den wichtigen Unterkategorien gibt es bemerkenswerte Unterschiede. Zum Beispiel hat das Statistische Zentrum das Bruttosozialprodukt (BSP) für den Sommer mit 4 803 Billionen Toman angesetzt, was um 986 Milliarden Toman (25,8 %) höher ist als die Zahl der Zentralbank. Mit anderen Worten sagt die Zentralbank, dass das Statistische Zentrum die Durchschnittsproduktion von Gütern und Dienstleistungen pro Kopf um fast 12 Millionen Toman für diesen Sommer zu hoch angegeben habe.
Ganz allgemein hat das Statistische Zentrum für die letzten fünf Jahre regelmäßig das Bruttosozialprodukt (BSP) um mehr als 20 % höher angegeben als die Schätzungen der Zentralbank. Eine der Rechtfertigungen für diese Abweichung besteht in dem unterschiedlichen Basisjahr, von dem in den beiden Institutionen ausgegangen wird.
Zusätzlich tragen ihre akzeptablen Inflationsraten zu der statistischen Lücke bei. Interessant ist, dass die Zentralbank ein wirtschaftliches Wachstum ohne Öl von 2,4 % annimmt, während das Statistische Zentrum von 4,2 % ausgeht, ein bedeutsamer Unterschied. Darüber hinaus wird das Wachstum des Agrarsektors vom Statistischen Zentrum als negativ mit -3,2 % angegeben, während die Zentralbank positiv 0,1 % berechnet.
Am 24. Dezember hat die staatliche Zeitung Donya-ye Eqtesad [„Welt der Wirtschaft“] sich besorgt geäußert: „Diese Situation führt zu einem Durcheinander bei der Auseinandersetzung und macht einen echten Dialog und genaue Schlussfolgerungen über die Situation des Landes nahezu unmöglich. Mehr noch: politische Maßnahmen werden in dieser Atmosphäre nicht mehr praktikabel.
Sollten die Politiker bei ihren Entscheidungen Statistiken mit positivem Wachstum zugrunde legen, oder sollten ein negatives in Betracht ziehen? Wenn die Politiker monetäre Mittel anwenden wollen, um durch die Rezession zu steuern oder um einen Sektor besonders zu stimulieren, welche statistischen Zahlen sollten sie dabei in die Berechnung einfließen lassen?“
Am Tag darauf räumte die Zeitung Jahan-e-Sanat [„Welt der Industrie“] ein: „Die vor kurzem veröffentlichen statistischen Zahlen in Bezug auf das wirtschaftliche Wachstum des Landes stimmen nicht nur nicht mit der Wirklichkeit des wirtschaftlichen Feldes im Iran überein, sondern sie sollten als zutiefst irreführend angesehen werden“.
In diesem Artikel bespricht der Autor Dr. Mohammad-Qoli Yusefi, ein Universitätsprofessor, den monopolistischen Charakter der Wirtschaft des Regimes und schreibt: „Das Konto des nationalen Kapitals ist sehr negativ wegen des Abflusses des Kapitals aus dem Land. Auf der anderen Seite gibt es keine nennenswerte Investition des Auslands in die Wirtschaft des Landes und keine beachtenswerte technologische Innovation und der private Sektor ist nicht in der Lage, Lizenzen und Patente von globalen Firmen zu erwerben. Warum genau als sollten wir unser Vertrauen in die jetzigen statistischen Zahlen über das wirtschaftliche Wachstum setzen? Die Zunahme der Regierungsausgaben sind keine nachhaltige Lösung“.
Jedoch offenbaren die Medien, die mit den kalt gestellten Fraktionen im Regime in Verbindung stehen, die Gründe für die Berichte über ein angebliches positives Wachstum.
https://x.com/iran_policy/status/1704412076763185338?s=20
Am 24. Dezember schrieb die Zeitung Etemad [„Vertrauen“] unter Verweis auf die riesigen Nachlässe, die das Kleriker Regime seinen Kunden gewährt: „Ein bedeutender Teil dieses „Export Sprungs“ bezieht sich auf den ‚Öl- und Gas-‘Sektor. In Wahrheit ist mit dem Anstieg bei den Ölverkäufen, die weitgehend durch die bedeutenden ‚Nachlässe‘ zustande gekommen sind, der primäre und wichtige Faktor beim Wirtschaftswachstum in der ersten Hälfte dieses Jahres dem Öl- und Gassektor zuzuschreiben“.
Trotz des Abbaus der Ressourcen des Landes durch das Regime bleiben die Kosten, die sich durch die terroristische Agenda ergeben, exorbitant. Teheran bemüht sich weiterhin darum, die Ausgaben im Zusammenhang mit den militärischen Anstrengungen, der Raketenproduktion, den Ableger-Kräften und der Befriedigung des unersättlichen Appetits der herrschenden Eliten zu bestreiten. Diese Situation zwingt der Bevölkerung astronomische Budget-Defizits auf, sie führt zur Inflation, steigenden Nahrungsmittelpreisen und zunehmenden Wohnungsmieten.
Der Bericht der Weltbank deutet auch darauf hin, dass das chronische Budget Defizit im Iran, das etwa 30 % des Gesamtbudgets ausmacht, keinen Platz für Investitionen lässt. In Anbetracht dieser Krise kritisieren die an den Rand gedrängten Fraktionen die genau ausgewählte Mannschaft der Raisi Regierung und bezeichnet sie als inkompetent und als letzte Rezeptur für den Zusammenbruch.
Am 29. Dezember erklärte Mohammad-Taghi Akbarnejad, ein dem Staat verbundener Kleriker, in einem Interview mit den staatlichen Didar-Nachrichten: „Der zentrale Fokus der politischen Strategien Herrn Khameneis liegt eher jenseits der Grenzen des Landes als innerhalb von ihnen. Die Sache Palästinas ist zu einem Eckstein der Prioritäten der Islamischen Republik geworden. Ich benutze diesen Ausdruck nicht gerne, aber wenn wir weiterhin bei dieser Vorgehensweise bleiben, werden wir gegen eine Wand fahren.
Die einzige schiitische Nation wird verloren gehen. Wohin wollen wir mit dieser Methode kommen? Das ist sehr gefährlich. Aus diesem Grund bin ich sehr besorgt wegen eines Zusammenbruchs des Systems. Er kann auf irgendeine Weise vor sich gehen, sei’s im Rahmen der Revolution, einem Zerfall oder irgendetwas anderem. Diese Möglichkeiten sollten nicht außer Acht gelassen werden“.