Ex-Gefangener im Noury-Prozess: „Ich habe einen Lastwagen voller Leichen gesehen”

NWRI- Ein früherer iranischer politischer Gefangener hat in der 50. Sitzung im Verfahren gegen einen ehemaligen iranischen Gefängnisbeamten seine Zeugenaussage gemacht, Diese Sitzung fand am Freitag vor einem schwedischen Gericht statt,. Der Angeklagte Hamid Noury hat aktiv an den Verbrechen des iranischen Regimes in den 1980ern teilgenommen, vor allem dem Massaker an 30,000 politischen Gefangenen 1988, die überwiegend Unterstützer der Organisation der Volksmudschahedin des Iran (PMOI/MEK) waren.
Der Prozess gegen Noury begann im August 2021 in Schweden, zwei Jahre, nachdem er bei seiner Ankunft in Schweden ins Gefängnis kam. Mehrere Gerichtssitzungen in dem Prozess wurden im November auf Antrag der Staatsanwaltschaft nach Albanien verlegt, um die Zeugenaussagen von sieben MEK Mitglieder anzuhören, die zu den mehreren tausend MEK Mitglieder gehören, die sich seit ihrer Umsiedlung 2016 aus dem Irak in Albanien befinden.
Herr Mohsen Zadshir, der für die Unterstützung der MEK 10 Jahre im Gefängnis verbracht hatte, bezeugte in dem Verfahren: „Bei meinem Verhör wurde ich gefoltert. Deshalb musste ich im Ghezelhesar Gefängnis sogar in der Chirurgie behandelt werden“.
„Ich wurde in das Gohardasht Gefängnis gebracht. Weil ich starke Schmerzen hatte, musste ich oft in die Krankenstation. Eines Tages bestellten sie mich in das Büro des Wärters, weil ich seine Erlaubnis benötigte. Da sah ich Hamid Abbassi [Noury]. Es war meine erste Begegnung mit ihm“.
Zadshir sagte vor dem Gericht aus, dass Noury ihn aufgefordert habe, gegen seine Zellengenossen zu spionieren. „Er meinte zu mir: ‚Herr Zadshir, setzen Sie sich bitte. Sagen Sie mir etwas über ihre Zelle‘. Er stellte mir mehrere Fragen und sagte mir dann ausdrücklich, dass ‚Sie kooperieren sollten, bevor Sie nach draußen zur Behandlung geschickt werden‘. Ich sagte Nein und ging wieder“, erklärte Zadshir.

Iran: Eine Fatwa, die 30 000 politische Gefangene beim Massaker 1988 das Leben kostete
„Er bestellte mich wiederum in sein Büro und verlangte, dass ich die Gefängniskleidung trage. Ich sagte Nein. Ich bin ein politischer Gefangener, und als er darauf bestand, ging ich weg“, fügte Zadshir hinzu.
Zadshir erinnerte sich daran, dass die Wärter Gefangene in den „Todeskorridor“ holten, dann vor die „Todeskommission“ und schließlich in den „Todessaal“ zur Hinrichtung.
Das Massaker von 1988 an politischen Gefangenen im Iran- Die Todeskommissionen- 5. Aug 2021

Die „Todeskommissionen” bestanden aus vier Personen, die den Auftrag hatten, die MEK Unterstützer zu identifizieren und sie zum Tode zu verurteilen, wenn sie sich weigerten, ihren Idealen abzuschwören. „Der „Todessaal“ war eine große Lagerhalle, wo Gefangene in Gruppen von 10 bis 12 erhängt wurden“.

Zadshir erinnerte sich auch daran, wie er sah, dass die Wärter große Lastwagen voller Getöteter vor dem Gefängnis nahmen. „In manchen Nächten sah ich zwei Lastwagen, die zum Gefängnis kamen. Und dann wegfuhren. Nach ein bis zwei Stunden kamen sie wieder. Eines Nachts verließen zwei Lastwagen das Gefängnis. Einer musste aus irgendeinem Grund zurückkommen. Als sie da versuchten, zu wenden, sah ich von [meiner Zelle aus], dass er voller Leichname in großen Plastiksäcken war. Ich konnte sehen, dass die Opfer darin waren. Sie hatten beide Enden der Säcke zugebunden“, erzählt er. „Ich fange an zu zittern, wenn ich an diese Tage zurückdenke“.
Außerdem bezeugte Zadshir, dass Noury derjenige war, der die Gefangenen vor die Todeskommissionen brachte und von dort in die Todeshalle. Er erinnert sich auch noch daran, dass Noury und die anderen Wärter „fröhlich waren und Süßigkeiten aßen“, während Hunderte Menschen an den Galgen gebracht wurden.
Gleichzeitig mit dem Prozess gegen Noury .setzten die MEK Unterstützer und die Familienmitglieder der Opfer vor dem Gerichtsgebäude ihre Proteste fort.
Gerichtsverfahren des Henkers Hamid Noury in Stockholm, Kundgebung von Iranern, MEK Unterstützern – 10. Dez, 2021
Es ist noch zu erwähnen, dass Noury während der Anhörungssitzungen äußerte, dass der Name MEK im Iran eine „rote Linie“ sei und dass dieser Name sogar das Leben Nourys gefährdet, trotz seiner Loyalität gegenüber dem iranischen Regime.