Das Marivan-Projekt: Ein Teil des Atomwaffenprojekts des religiösen Regimes
Nach dem neuesten Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vom 23. Februar 2021 hat der nukleare Wachhund auf zwei Anlagen im Iran Partikel von durch Menschen bearbeitetem Uran gefunden. Seit Monaten verweigert das iranische Regime den Inspek-teuren der IAEA den Zugang zu diesen Anlagen. Außerdem hat es die Fragen der Behörde, die sich auf mögliches Vorhandensein nuklearen Materials in diesen Anlagen beziehen, noch nicht beantwortet. Rafael Grossi, der Direktor der IAEA, äußerte gestern in den Ausführungen, mit denen er eine Sitzung der Gouverneure der IAEA eröffnete, tiefe Besorgnis über das mögliche Finden nicht-dekla-rierten nuklearen Materials in nicht-deklarierten Gebieten des Iran.
Eine von diesen beiden oben erwähnten Anlagen befindet sich in der Region Abadeh; dort wird ein Projekt namens Marivan betrieben. Ich möchte heute einige diese Anlage betreffenden Informationen mitteilen. Sie stammen von verschiedenen Institutionen des Regimes und wurden durch das Netzwerk der Organisation der Volksmojahedin des Iran (Mujahedin-e Khalq – MEK) übermittelt.
Der Inhalt dieser Mitteilung ist – auf hohem Niveau – der folgende:
1. Die betreffende Anlage, die sich nördlich der Stadt Abadeh in der Provinz Fars befindet, wurde in der Mitte der 90er Jahre unter der Aufsicht des damaligen Verteidigungsministeriums von Firmen gebaut, die das Corps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) kontrolliert.
2. Die Anlage gehörte zu einem Projekt, das von der wichtigsten der Institutionen, die mit der nuklearen Forschung und der Ent-wicklung von Atomwaffen beschäftigt sind, der „Organisation zur Erneuerung der Verteidigung und Forschung“ (Sazman-e Pazhousheshhaye Novin-e Defa‘i“ – bekannt unter dem persischen Akronym „SPND“) betrieben wird. In den 90er Jahren wurde diese Institution als AMAD bezeichnet.
3. Diese Anlage wurde insbesondere für ein „Marivan“ genanntes Projekt gebaut – und zwar zum Gebrauch durch eine der Unter-Abteilungen der SPND namens METFAZ (‚Zentrum zur Erforschung und Verbreitung von Technologien der Explosion und des Aufpralls‘). METFAZ ist mit der Erforschung und dem Bau hoch-explosiver nuklearer Sprengzünder beschäftigt.
4. Dr. Saeed Borji, einer der höchsten Spezialisten des Regimes für Sprengstoffe mit scharfem Aufprall, der jahrelang unter der direkten Aufsicht von Brigadegeneral Mohsen Fakhrizadeh, der Schlüsselfigur des Atomwaffenprojekts des Regimes, gearbeitet hat, war an dem Marivan-Projekt beteiligt.
5. Derzeit bekleidet Borji an der Seite einiger der Fachleute, die am längsten gedient haben, eine andere Position. Immer noch aber leitet er die Forschung, die auf die Sprengkörper und bedeckten Aufprallfelder des Atomwaffenprojekts bezogen ist.
6. Der Prozeß der Desinfektion der Anlage ähnelt stark Verfahren, die 2004 in Shian-Lavizan und 2012 in der Anlage Parchin, wo sich eine besondere Sprengkammer befand, eingesetzt wurden.
Nach Informationen, die die MEK aus Kreisen des iranischen Regimes erhalten haben, begann die Errichtung des betroffenen Komplexes in Abadeh für das Marivan-Projekt Mitte der 90er Jahre unter der Aufsicht von Generalmajor Ali Shamkhani, dem damaligen Verteidigungsminister und jetzigen Sekretär des Höchsten Nationalen Sicherheitsrates. Das Projekt der Konstruktion wurde von Firmen ausgeführt, die Khatam al-Anbia, der Ingenieurs-Abteilung des IRGC, kontrollierte. Ein Ingenieur des IRGC mit dem Nachnamen Hashemi Tabar – ein Manager geheimer Projekte des IRGC – leitete den Bau. Außerdem hat er verschiedene andere Projekte geleitet, darunter den Bau von Tunnels und den von anderen geheimen Anlagen des IRGC.
Um diese Anlage zu bauen, übernahm das IRGC dort zunächst die Kontrolle über ein großes Stück Land. Seitdem dürfen die örtlichen Bewohner das Gebiet nicht mehr betreten. Sein nördlicher Teil grenzt an die asphaltierte Straße, die von dem Dorf Shurjestan nach Nordosten führt. Diese Straße durchquert ein relativ bergiges Gebiet und endet an einer Kreuzung. Nach Süden hin führt die Straße zu Steinbrüchen und zu der Nuklear-Anlage; die Fahrt nach Süden ist verboten; das Gebiet wird als Sperrgebiet des IRGC behandelt. Der östliche Teil dieser Region befindet sich ebenfalls unter der Kontrolle des IRGC. Er wird durch eine Reihe von Bergen geteilt – zwischen der Hauptstraße nach Abadeh und der nach Shahreza.
Sowohl das Projekt als auch die Anlage ist verbunden mit dem „Zentrum für die Erforschung und Verbreitung von Technologien der Explosion und des Aufpralls (METFAZ)“ – das der SPND (ehemals AMAD) untersteht.
Zu diesem Zweck errichteten mit dem IRGC verbundene Firmen auf der Anlage große betonierte Flächen – zur Erprobung von Explosionen mit starkem Aufprall. Im Jahre 2003 wurde auf zahlreiche Explosionen, die mit der Entwicklung von Atombomben zu tun hatten, unter dem Namen des „Marivan-Projekts“ Bezug genommen.
Nach einem Bericht der IAEA vom 23. Februar 2021 schloß diese Anlage „den möglichen Gebrauch und die Lagerung nuklearen Materials ein – dort, wo möglicherweise im Jahre 2003 im Freien Tests konventionellen Sprengstoffs stattgefunden haben – darunter solche, die auf die Abschirmung zur Vorbereitung auf den Einsatz von Neutronendetektoren bezogen waren“.
Nach internen Berichten der SPND ist einer der Schlüsselexperten von METFAZ Saeed Borji, der jahrelang direkt mit Mohsen Fakhrizadeh, Brigadegeneral des IRGC, dem Direktor der SPND (oder AMAD) zusammenarbeitete. Fakhrizadeh wurde am 27. November 2020 am Stadtrand von Teheran getötet.
Dr. Saeed Borji, ein führender Fachmann in Sachen Sprengstoff und starkem Aufprall
Zu der Tätigkeit von Borji gehörte die Zusammenarbeit mit den ukrainischen Nuklear-Forschern Wjatscheslaw V. Danilenko und Wladimir Padalko bei hoch-explosiven Tests und ebenso in der Sprengkammer für Atomwaffen auf dem Gelände Parchin (südöstlich von Teheran).
Nach Berichten aus Kreisen der SPND arbeiteten Saeed Borji und zwei andere Fachleute der SPND namens Khodadad Meihami und Hossein Ghafouri im Jahre 2011 an einem Projekt, das mit METFAZ verbunden war. Das Gelände dieses besonderen Projekts wird in den inneren Berichten der SPND als „Ahmad-Abad“ bezeichnet. Im Lichte neuer Beweise, die sich auf die auf diesem Gelände vom Regime betriebene nukleare Tätigkeit beziehen, angesehen, handelt es sich bei diesem „Ahmad-Abad“ höchstwahrscheinlich um die Anlage Abadeh. Mit der Planung und dem Entwurf dieses Projekts war ein Fachmann der mit dem IRGC verbundenen Universität „Imam Hossein“ namens Mirtajeddini beauftragt.
Während Saeed Borji einer der prominentesten Fachleute für Sprengstoff und Aufprall, einer der Manager der SPND und dazu noch ein ranghoher Mitarbeiter des Atomwaffenprojekts des Regimes war, haben glaubwürdigen Nachrichten zufolge er und einige andere ranghohe Experten der SPND Tarnfirmen gegründet, um im Sinne der Ziele der SPND ihre Forschungen zu betreiben.
Zu diesen Tarnfirmen gehört die „Gesellschaft mit beschränkter Haftung Azar Afrooz Saaed“; sie wurde im Mai 2015 in der Stadt Isfahan gegründet, um an der „Formung und Gestaltung von Gas gebrauchenden Metallen“ zu arbeiten. In dieser Firma bekleidet Saeed Borji die Position des stellvertretenden Vorsitzenden des Verwaltungsrates.
Diese Firma baut kugelförmige Tanks; ihre Gestalt führt dazu, daß ihre Explosionen jenen ähneln, die sich bei Experimenten mit Detonatoren von Atomwaffen ereignen. Diese Tanks bestehen aus stählernen Platten, die quer zusammengeschweißt werden, so daß sie zu einer polygonale Struktur führen. Um ihnen die Gestalt einer Kugel zu geben, werden sie darnach mit Wasser gefüllt; und im Zentrum wird eine Ladung von Sprengstoff angebracht. Die Explosion erzeugt im Inneren eine symmetrische Druckwelle, und diese wiederum verwandelt das zusammengeschweißte vielwinklinge Gebilde in eine vollkommen glatte Kugel.
Auf der anderen Seite gründete Saeed Borji und ein Chemie-Ingenieur namens Akbar Motalebizadeh, der ebenfalls Sprengkörper-Spezialist und ranghoher Manager der SPND ist, gemeinsam mit einigen Kollegen im März 2019 in Teheran die „Firma Arvin Kimia Abzar“. Diese Tarnfirma ist mit der Produktion, dem Erwerb, dem Verkauf sowie dem Export und Import von Werkzeugen und Material beschäftigt, wie sie in Ölförderungsanlagen gebraucht werden. Saeed Borji ist der Vorsitzende des Verwaltungsrates und Akbar Motalebizadeh der Geschäftsführer dieser Firma.
Vor der Gründung dieser Firma errichteten Saeed Borji, Akbar Motalebizadeh und Fazlollah Keshan Zare (alle drei Sprengkörper-Experten) im Dezember 2015 in Teheran eine weitere Firma, die den Namen „Persische private Aktiengesellschaft Asr Arvin“ trägt. Sie beschäftigt sich mit der „Handelstätigkeit und den Diensten zu der Produktion, dem Erwerb, Verkauf, Export und Import von Werkzeugen und Material, wie sie in der Ölindustrie und in der Schaffung und Betreibung von Ölförderungsanlagen“ gebraucht werden. Mohsen Fakhrizadeh (der ehemalige Leiter der SPND) agierte in dieser Firma als Hauptinspekteur. Es ist sehr bezeichnend, daß sie sich in dem Komplex „Chamran“ an der Langari-Straße in Teheran befand – in unmittelbarer Nähe des Zentralbüros der SPND. Im März 2018 wurde diese Firma aufgelöst. Es verdient bemerkt zu werden, daß das Mullah-Regime die Frage der IAEA, die sich auf die damalige Detonation vieler Sprengsätze bezog, welche in Verbindung mit der Explosion von Atomwaffen (EBW) zweifach gebraucht werden konnten, fälschlich behauptete, sie benötige diese Technologie zur Betreibung von Ölförderungsanlagen.
Mit der Errichtung dieser Tarnfirma schufen Saeed Borji und einige weitere ranghohe Mitarbeiter der SPND die zu der Fortsetzung der Tätigkeit, die sich auf das Atomwaffenprogramm und die Ziele der SPND bezog, notwendige Tarnung.
Ein weiterer bemerkenswerter Punkt betrifft die Desinfektion der Anlage Abadeh.
Diese Anlage ähnelt sehr stark anderen größeren Geländen, auf denen die mit der Verfolgung des Atomwaffenprojekts des Regimes befaßten Gruppen ernsthafte Forschung und Erprobung betrieben; doch als die IAEA den Antrag stellte, sie zu besuchen und zu prüfen, sah sich das Regime zu ihrer Desinfektion veranlaßt.
– Die Anlage Shian-Lavizan im Nordosten von Teheran, wo sich das Organ des Regimes zur Entwicklung befand: AMAD (heute SPND), wurde im Mai 2003 vom Nationalen Widerstandsrat des Iran enthüllt. Nachdem die IAEA den Antrag gestellt hatte, sie zu besuchen, wurde sie dem Erdboden gleich gemacht; als die Inspekteure der Behörde im Jahre 2004 dorthin kamen, war der Boden bis in die Tiefe von vier Metern umgegraben. (Es handelt sich um eine der vier Anlagen, die in dem jüngsten Bericht der IAEA erwähnt werden; damals suchte die Behörde immer noch nach Informationen über ihre Tätigkeit.) In Shian-Lavizan arbeitete Saeed Borji mit Fakhrizadeh zusammen.
– In den frühen Jahren des neuen Jahrtausends erbaute das Regime auf dem Militärgelände von Parchin – im Südosten von Teheran – eine Sprengkammer, um im Zusammenhang mit der erstrebten Produktion von Atomwaffen starke Explosionen zu erproben. Insbesondere arbeitete dort Saeed Borji bei diesen Experimenten mit ukrainischen Fachleuten zusammen. Als die IAEA im Jahre 2012 den Antrag stellte, diese Anlage zu besuchen, begann das Regime, sie vollständig zu räumen. Am Ende erhielt die Behörde im Jahre 2015 Zugang zu dem Komplex.
– Was die Anlage Abadeh betrifft, so wurde sie, nachdem das IRGC von ihrer Enthüllung erfahren hatte, im Juli 2019 mit allen dort befindlichen Anlagen abrupt zerstört. Erst mehr als ein Jahr darnach machte das Regime – am 26. August 2020 – das Gelände wieder zugänglich.
Konklusion
Es ist eine Tatsache: Das Mullah-Regime ist bestrebt, Atomwaffen zu erwerben – als strategisches Mittel zur Garantie seines Über-lebens; aus diesem Grund hat es sein Streben nach Atomwaffen niemals aufgegeben. Dies Streben hält unvermindert seit drei Jahrzehnten an.
Diese Tatsache wird bestätigt durch mehr als 100 Enthüllungen seitens des iranischen Widerstandes, die die Anlagen, Zentren, Projekte und die an diesem Programm beteiligten Fachleute betrafen. Das Streben nach Atomwaffen ist ein integraler Bestandteil der Überlebensstrategie der Mullahs. Während der Dissens des Volkes im Iran zunimmt – wie durch den landesweiten Aufstand im November 2019 klar bewiesen – und sich das Machtgleichgewicht in der Region zu Ungunsten der Mullahs ver-schiebt, müssen sie mehr denn je nach der Bombe streben.
Die Art, wie sich das iranische Regime in betreff seines Nuklear-programms seit drei Jahrzehnten zu der Weltgemeinschaft verhält, wurde von Doppelzüngigkeit, Leugnung, Täuschung und Tarnung be-herrscht. Täuschung und Zweideutigkeit gehören zur DNA des Regimes, denn wie ich ja schon sagte: Das unbedingte Ziel des Nuklearprogramms besteht in dem Erwerb der Bombe.
Frau Maryam Rajavi, die gewählte Präsidentin des Nationalen Wider-standsrates des Iran, hat immer wieder, auch am 14. Juli 2015 – unmittelbar nach dem Abschluß der Vereinbarung zwischen den Mächten P5+1 und dem religiösen Regime – erklärt, daß die Weltmächte, wenn sie standhaft und frei von wirtschaftlichen und politischen Erwägungen geblieben wären, in der Verhandlungsrunde den gesamten Apparat des Regimes zur Herstellung von Atombomben unter ihre Kontrolle hätten bringen können. Sie hatte ja gewarnt: Die gänzliche Erfüllung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates, insbesondere die vollständige Beendigung der Anreicherung, die Annahme des Zusätzlichen Protokolls, und der freie, ungehinderte Zugang der Inspekteure des IAEA zu allen verdächtigen Zentren und Einrichtungen – all das ist notwendig, um das Regime zur Aufgabe seines Strebens nach dem Erwerb von Atomwaffen zu zwingen. Noch am 14. Juli 2015, nur Stunden nach dem Abschluß des JCPOA, wiederholte sie diese Forderung.
Es ist naiv anzunehmen, das Regime werde, nachdem man Zugeständnisse gemacht und seine Verstöße übersehen habe, sein Verhalten ändern. Es ist nicht geschehen und wird niemals ge-schehen. Ein Leopard kann nicht über seinen Schatten springen.
Die endgültige Lösung besteht darin, daß das iranische Volk und sein organisierter Widerstand das Regime wandelt. Wenn die inter-nationale Gemeinschaft den zentralen Bankier des Terrorismus an dem Erwerb von Atomwaffen ernsthaft hindern will, dann muß sie Standhaftigkeit an den Tag legen und das Regime wegen seines Handelns, darunter der atomaren Verbergung und des atomaren Betrugs, zur Rechenschaft ziehen.