NWRI- In einem bemerkenswerten Interview, das am 13. August auf der regimenahen Nachrichtenseite Shoaresal erschien , räumte der Ökonom Farshad Momeni ein, dass „der Tisch des Volkes leer“sei und die Lebensmittelpreise um 82 Prozent gestiegen seien. Während Millionen Menschen Hunger leiden, räumte er ein, sei die herrschende Elite damit beschäftigt, „mit den Nullen der Währung zu spielen“.
Dieses Eingeständnis aus dem intellektuellen Establishment des iranischen Regimes ist mehr als eine ökonomische Analyse – es ist das Eingeständnis, dass Armut und Unterernährung ein katastrophales Ausmaß erreicht haben und „das materielle Überleben eines großen Teils der Bevölkerung“ gefährden. Doch wie Momeni anmerkte, verfolgt das Regime weiterhin eine Politik, die die Inflation anheizt und die Armut verschärft.
Von der Ernährungssicherheit zur Bedrohung der nationalen Sicherheit
Momeni warnte, die Nahrungsmittelkrise sei nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung, sondern auch eine Bedrohung der nationalen Sicherheit. Er betonte, die Vernachlässigung grundlegender Bedürfnisse schaffe einen Nährboden für Massenproteste. Er verwies auf die zerstörerischen Folgen der Strukturanpassungspolitik, der ungezügelten Privilegien für Mafianetzwerke und des grassierenden Rentierismus, die das Land seiner Ansicht nach „auf den Weg des inneren Zusammenbruchs“ treiben.
Seine Worte sind zwar vorsichtig formuliert, enthüllen aber eine tiefere Wahrheit: Das klerikale Regime ist nicht nur unfähig, die Krisen im Iran zu lösen – es ist die Hauptursache für ihre Eskalation.
Schockierende Zahlen: Hunger, Armut und Entbehrung
Die von Momeni zitierten Statistiken zeichnen ein verheerendes Bild:
- Die Zahl der armen Menschen im Iran ist von 10 Millionen im Jahr 2011 auf über 25 Millionen im Jahr 2021 angestiegen.
- Drei Viertel der Bevölkerung leben heute in Armut.
- Zwischen 2018 und 2023 sank die Fähigkeit der Familien, sich eine Grundausbildung für ihre Kinder leisten zu können, um 80 Prozent.
- Der Konsum von Proteinen und Milchprodukten ist auf ein gefährlich niedriges Niveau gesunken.
Er räumte ein, dass diese Zahlen nicht einmal die volle Realität widerspiegelten, da viele offizielle Berichte als „vertraulich“ eingestuft worden seien.
Prioritäten des Regimes: Währungsmanipulation und Importmafia
Während die iranische Gesellschaft unter einer Lebensmittelinflation von über 80 Prozent leidet, enthüllte Momeni, dass das Regime eine Verdreifachung des Wechselkurses für Grundnahrungsmittel plant, was die Haushaltskassen noch weiter belasten würde. Er verwies auf den Zusammenbruch der Inlandsproduktion und der Exporte, die auf „ein Fünftel des Niveaus der schlimmsten Zeit des Iran-Irak-Krieges“ gefallen seien.
Diese Enthüllungen entlarven ein Regime, das den Interessen der Rentiereliten, der Importmafias und unproduktiver Machtnetzwerke dient und dabei die grundlegendsten Bedürfnisse der Bevölkerung ignoriert.
Momeni zog Lehren aus früheren Aufständen der 1990er und 2011 und warnte, dass strukturelle Armut historisch zu Instabilität und Unruhen führe. Er wies darauf hin, dass die Abstände zwischen den Protesten im Iran immer kürzer geworden seien. Seine Aussagen sind im Grunde eine Warnung an das Regime: Ein Fortsetzen dieses Kurses birgt die Gefahr einer landesweiten sozialen Explosion.
Doch seine vorgeschlagenen „Lösungen“ – Forderungen nach Reformen und Vertrauen auf „die Würdigen“ – offenbaren die Grenzen der Insider des Regimes. Nach 45 Jahren der Plünderung und Unterdrückung hat die Erfahrung gezeigt, dass dieses System nicht reformierbar ist.
Strukturelle Korruption als Instrument der Regierungsführung
Die aktuelle Krise ist kein Zufall. Sie ist die direkte Folge einer gezielten Politik, die darauf abzielt, Reichtum von der Mehrheit auf eine kleine Minderheit zu übertragen, die mit den Machtzentren verbunden ist. Das ist der Kern struktureller Korruption.
Sogar Momenis Hinweis auf die „Auflösung der Organisation für natürliche Ressourcen“ als „Alarm für die Nahrungsmittelsicherheit“ ist in Wirklichkeit ein Eingeständnis, dass das Regime die wirtschaftlichen und ökologischen Grundlagen des Iran systematisch zerstört, um den herrschenden Fraktionen Vorteile zu verschaffen.
Armut und die Verkleinerung der öffentlichen Ämter sind keine unbeabsichtigten Folgen von Misswirtschaft. Sie sind Instrumente der Regierung, die dazu dienen, die Gesellschaft zu schwächen, ihre Verhandlungsmacht zu unterdrücken und die parasitären Netzwerke des Regimes zu festigen.
Farshad Momenis zögerliches Eingeständnis – obwohl in konservativer Sprache formuliert – unterstreicht eine grundlegende Wahrheit: Die Existenzkrise und der Hunger unter Khameneis Diktatur sind kein vorübergehendes Phänomen. Sie sind das unvermeidliche Ergebnis eines Systems, dessen Wurzeln in Korruption, Profitgier und der Plünderung des nationalen Reichtums liegen.
Was Insider des Regimes als „Warnungen“ bezeichnen, sind in Wirklichkeit Bestätigungen dessen, was der iranische Widerstand schon lange behauptet: Das Regime der Kleriker ist zu Reformen unfähig. Seine Politik zielt darauf ab, die Macht auf Kosten des Überlebens der Gesellschaft zu erhalten.