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Die im Ausland lebenden Akademiker haben keinen Anlass, wieder in den Iran zurück zu kehren, weil die wirtschaftlichen Bedingungen dort schlecht sind. Bis zu 40% aller Iraner mit Universitätsabschluß sind arbeitslos, was zu einem intellektuellen Ausbluten des Landes führt.
Abu Mohammad Mortazavi, ein Kleriker im mittleren Rank, ist der Vertreter des obersten Führers in Fragen der Universitäten des Landes. Er sagte am 10. März gegenüber der offiziellen Nachrichtenagentur der Islamischen Republik (IRNA), dass die Zahl der Iraner, die nach Europa oder in die USA auswandern, dramatisch gestiegen ist, vor allem im letzten Jahr.
Zwischen 150.000 – 180.000 Iraner verlassen jedes Jahr den Iran, um im Ausland zu arbeiten. Zu Hause gibt es kaum Arbeitsangebote. Das überrascht nicht, wenn das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Technologie berichtet, dass über 40% der iranischen Akademiker arbeitslos sind. Dieses intellektuelle Ausbluten des Iran kostet rund 150 Milliarden Dollar im Jahr, sagt Reza Faraji Dana, der frühere Minister für Wissenschaft, Forschung und Technologie.
All das ist keine neue Entwicklung. Präsident Rouhani hatte bereits vor vier Jahren beklagt, dass die Abwanderung so stark ist, dass sie der Wirtschaft des Landes immensen Schaden zufügt.
Der Iran steht auf Platz 16 der Länder mit den meisten Akademikern, die auswandern. Das belegt ein Bericht, der im letzten Jahr in einer iranischen Zeitung veröffentlicht wurde. Die iranische Zeitung Sharq zitiert in ihm Experten, die sagen, dass die sich nun rapide verschlechternde wirtschaftliche Situation eine neue Auswanderungswelle auslösen wird.
Im Juli 2018 hatte Bahram Salavati, ein Mitglied der Institution für Geselllschaftsstudien (PSI), gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur für Arbeit (ILNA) gesagt, dass sogar erst kürzlich wieder zurück gekehrte Akademiker andere Akademiker davon überzeugen, den Iran zu verlassen.
Er zitiert dabei eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Gallup von 2015. Dort sagen fast 1,8 Millionen Iraner, dass sie „eine Auswanderung planen“ und dass 20% der Akademiker im Iran arbeitslos sind. 50.000 Iraner, die im Ausland studieren, planen zudem, nicht wieder in den Iran zurück zu kehren, wenn sie ihre Ausbildung beendet haben.
Der in Paris lebende Iran – Experte Saeid Payvandi erklärte gegenüber Radio Farda, dass viele junge Iraner, die wieder in das Land zurück gekehrt sind, schnell „desillusionier und enttäuscht“ sind. Dies wird in der schlechten wirtschaftlichen Lage, in die sich der Iran aktuell befindet, zu einer noch höheren Quote der Auswanderung führen.
Er sagte:“ Der Trend des intellektuellen Ausblutens betrifft alle Nationen, die wirtschaftliche Probleme haben. Der Iran könnte eigentlich wohlhabend sein, doch die gebildeten Eliten verlassen das Land, weil es kein transparentes politisches System gibt, weil Zensur und Unterdrückung der Zivilgesellschaft herrschen und weil es mit dem Sicherheitsapparat eine parallele Regierung gibt. Hinzu kommen allgegenwärtiges Missmanagement und Korruption sowie die Spannungen mit anderen Ländern.“