Iranische Dissidenten berichten über Folter und Vergewaltigungen in iranischen Gefängnissen
Erstellt: 03. Dezember 2016
Ehemalige politische Häftlinge berichten über schwerste Menschenrechtsverletzungen in iranischen efängnissen und rufen die internationale Gemeinschaft zum Einsatz für die Gefangenen auf.
Die 29-jährige iranische Regimegegnerin Shabnam Madadzadeh (Bild), die sechs Jahre lang in einigen der berüchtigtsten iranischen Gefängnissen festgehalten wurde, hat vor kurzem in Europa Zuflucht gefunden. In Presseinterviews macht sie nun darauf aufmerksam, dass die Gefangenen im Iran Folter und sexueller Gewalt ausgesetzt sind, und berichtet über ihre Gefangenschaft.Als Studentin war Shabnam Madadzadeh zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, weil sie sich für Demokratie und Meinungsfreiheit im Iran eingesetzt hatte. Sie wurde jedoch sechs Jahre lang gefangen gehalten, u.a. im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis.
Über Briefe, die sie heimlich aus ihrer Zelle schmuggeln konnte, hat Madadzadeh schon während ihrer Haft die Aufmerksamkeit auf die grausamen Bedingungen gelenkt, denen sie und Tausende andere Frauen ausgesetzt waren.In ihren Botschaften appellierte sie an den UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte im Iran, die Gefängnisse Evin, Raja’i Shahr und Gharchak zu besuchen, in denen sie festgehalten worden war.
Auf Madadzadehs Leid als politische Gefangene haben mehrere internationale Menschenrechtsorganisationen aufmerksam gemacht, bevor sie nach Europa entkommen konnte.In den Gefängnissen Raja’i Shahr und Gharchak wurde Madadzadeh, wie andere Gefangene, gezwungen, den Hinrichtungen von Mitgefangenen zuzusehen. Auch ihr wurde ständig mit Hinrichtung oder sexueller Gewalt gedroht, und sie wurde im Gewahrsam der Revolutionsgarden gefoltert.„In jedem Augenblick, Sekunde für Sekunde, fühlt man den Tod. Die Verhör-Gardisten sprechen jeden Tag über die Hinrichtung, und jeden Tag denkt man, dass man bald hingerichtet wird“, sagte Madadzadeh.Im Gefängnis Raja’i Shahr lebte Madadzadeh in einem Raum, den sie als „Flur“ beschrieb, in dem 200 Frauen zusammengepfercht waren und wo es nur zwei Toiletten und verschmutztes Trinkwasser gab.
Das Licht in diesem Raum wurde niemals ausgeschaltet, sodass die Insassen zwischen den brutalen Verhören nicht schlafen konnten.„Als man mich verhörte, wurde ich auch körperlich gefoltert. Fünf oder sechs Männer standen um mich herum, als sie mich befragten, und schlugen mich, zogen an meinen Haaren und prügelten auf meinen Körper ein“, so Madadzadeh. Für sie sei es die schlimmste Bestrafung gewesen, in Isolationshaft gesteckt zu werden.Madadzadeh berichtete auch über sexuelle Gewalt in den Gefängnissen: „Da drinnen gab es Mädchen, die von den Wächtern vergewaltigt wurden. Die gefangenen Mädchen und Frauen haben niemanden, der ihnen helfen kann, und viele werden von den Wächtern vergewaltigt, ohne dass jemand dafür bestraft wird.“„Ich sehe noch immer das Gesicht eines Mädchens vor mir, das mir erzählte, wie es sechs Mal vergewaltigt worden war. Es war schrecklich. Das hat mir das Herz gebrochen, und als ich ihr zuhörte, musste ich einfach nur weinen, denn ich war im Gefängnis und konnte nichts tun.”Auch Männer sind in iranischen Gefängnissen sexueller Gewalt ausgesetzt. Der 25-jährige Arash Mohammadi (Bild) der kürzlich ebenso wie Madadzadeh nach Europa gekommen ist, beschrieb, wie er als politischer Gefangener im Iran einen „ständigen Albtraum“ durchlebt hat, in dem er lange, brutale Prügel ertragen musste und mit Vergewaltigung bedroht wurde.
„Die Verhöre dauerten 12 Stunden. Dabei wurde ich auf eine Streckbank gelegt und mit Schlägen und Elektroschocks gefoltert. Es gab drei Verhör-Gardisten. Einer stellte die Fragen und die anderen beiden schlugen mich ständig. Manchmal wurde ich ohnmächtig, dann schütteten sie Wasser über mich, bis ich wieder zum Bewusstsein kam, und dann machten sie weiter“, berichtete Mohammadi.Shabnam Madadzadeh und Arash Mohammadi rufen die internationale Gemeinschaft auf, sich wirksam für das Ende der Menschenrechtsverletzungen im Iran und für die Freilassung der politischen Gefangenen einzusetzen.