Die kürzliche Freilassung des französischen Staatsbürgers Louis Arnaud aus iranischer Haft hat eine kontroverse Wendung genommen, wie in einem umfassenden Bericht der französischen Wochenzeitung Journal du Dimanche ausführlich dargelegt wird. In der Veröffentlichung wird behauptet, dass Arnauds Freilassung kein bloßer Akt des guten Willens Teherans war, sondern ein kalkulierter Schritt im Rahmen einer umfassenderen politischen Strategie, was den anhaltenden Einsatz der Geiseldiplomatie durch das iranische Regime hervorhebt.
Arnaud, ein 35-jähriger Berater, wurde im September 2022 im Iran wegen des Verdachts der Teilnahme an Protesten gegen den Tod von Mahsa Amini festgenommen. Seine Freilassung, die Präsident Emmanuel Macron am vergangenen Mittwoch in den sozialen Medien bekannt gab, wurde in ganz Frankreich positiv aufgenommen. Das Journal du Dimanche weist jedoch darauf hin, dass die Freilassung von einem bedeutenden Zugeständnis der französischen Regierung abhängig war: Der Durchsuchung von Einrichtungen der Organisation der Volksmojahedin Iran (PMOI/MEK), einer Gruppe, die eine erhebliche Bedrohung für das iranische Regime darstellt.
Der Veröffentlichung zufolge fand am 12. Juni um 15 Uhr eine koordinierte Durchsuchung auf dem Gelände des Vereins „Sima“ in Saint-Ouen-l’Aumône statt, an der Polizei, Gendarmerie und Spezialagenten beteiligt waren. Die Aktion führte zur Festnahme von drei Freiwilligen des Vereins, die anschließend in Verwaltungshaft gehalten wurden.
Journal du Dimanche hebt einen besorgniserregenden Zufall hervor. Nur wenige Stunden nachdem die französischen Behörden ihre Durchsuchung durchgeführt hatten, gratulierte Kazem Gharibabadi, ein Stellvertreter der Justiz des Regimes, der französischen Polizei zu ihrem Einsatz gegen die „Terroristen“ der MEK. Er betonte, dass das iranische Regime die Operation genau live beobachtet habe, was darauf hinweist, dass Teheran ein berechtigtes Interesse an der Razzia hatte.
Schlimmer noch: Die Nachrichtenagentur Tasnim, die eng mit der Quds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden verbunden ist, berichtete fälschlicherweise, dass bei der Razzia mehrere Waffen auf dem MEK-Gelände entdeckt wurden. Diese Behauptung wurde von einer Quelle der französischen Polizei schnell widerlegt, die erklärte: „Auf dem Gelände wurden keine Waffen gefunden.“ Die Wochenzeitung unterstreicht, wie solche Erfindungen iranischer Staatsmedien darauf abzielen, die MEK zu diskreditieren und den Propagandabedürfnissen des Regimes dienen.
Journal du Dimanche stellt den Zeitpunkt der Ereignisse in Frage und deutet auf einen bewussten politischen Austausch hin. Innerhalb eines Tages wurde Arnaud freigelassen und die Einrichtungen der MEK wurden inspiziert, was unbeabsichtigt die iranische Propaganda befeuerte. Auf die Frage nach dieser möglichen Gegenleistung lehnte das französische Innenministerium eine Stellungnahme ab.
Um die Darstellung noch komplizierter zu machen, verwies die MEK auf einen Artikel in Le Monde, der nur drei Tage vor Arnauds Freilassung veröffentlicht wurde. Der Artikel mit dem Titel „Wir sind die Kindersoldaten der Volksmojahedin Iran“ wurde von der MEK als bewusste Verleumdungskampagne aufgefasst. Laut Alaeddin Touran, einem Mitglied der MEK, schickte Le Monde nur 48 Stunden vor der Veröffentlichung des Artikels einen Fragebogen an die Organisation. Trotz der Bemühungen der MEK, zu antworten, behauptete die Veröffentlichung, sie weigerten sich, einen Kommentar abzugeben und würden die Zeugen als „verrufene Agenten des iranischen Regimes“ bezeichnen.
Das Journal du Dimanche berichtete auch über die „Vereinigung Nejat“, eine mit dem iranischen Regime verbundene Lobbygruppe, die den Artikel von Le Monde in den sozialen Medien lobte. Die enthusiastische Verbreitung des Artikels durch diese Gruppe unterstreicht die anhaltenden Bemühungen, die Glaubwürdigkeit der MEK im Westen zu untergraben.
Dieser Vorfall ist Teil einer langjährigen Strategie des iranischen Regimes, das Geiselnahmen seit den 1980er Jahren als politisches Verhandlungsinstrument nutzt. Die Wochenzeitung unterstreicht, wie das Regime solche Taktiken nutzt, um politische Zugeständnisse von westlichen Regierungen zu erzwingen, ein Prozess, der weiterhin einen Schatten auf die diplomatischen Beziehungen wirft.