NWRI- Am 18. Oktober 2025 zeichnete sich im ganzen Iran das düstere Bild einer Nation am Rande des Zusammenbruchs ab. Von Industriestädten bis zur Hauptstadt, von belebten Straßen bis in die dunkelsten Gefängnisse erhoben sich Bürger in einer Welle von Protesten, angetrieben von wirtschaftlicher Not und politischer Brutalität. Diese gleichzeitigen Ereignisse sind keine Einzelfälle, sondern ein eindringliches Urteil gegen ein Regime, das sein Volk auf allen erdenklichen Ebenen im Stich gelassen hat.
Der Aufschrei der Straße: Wirtschaftlicher Ruin und gebrochene Versprechen
Die Wirtschaftsproteste vom 18. Oktober zeichneten ein düsteres Bild systemischen Versagens. In Maschhad gingen Bäcker zum sechsten Mal auf die Straße. Ihre Wut kochte über, nachdem sie drei Monate lang ohne Lösung zwischen Gouverneur, verschiedenen Ministern und Kommissionen hin- und hergeschoben worden waren. Sie protestierten gegen nicht ausgezahlte Subventionen und den eklatanten Diebstahl durch die staatlich geförderte Mehlvertriebsplattform „Nanino“ und wiesen damit auf eine Bürokratie hin, die eher auf Verschleierung und Ausbeutung als auf Nutzen ausgelegt ist.
Diese Stimmung wurde auch in Abadan wiedergespiegelt. Dort versammelten sich Raffineriearbeiter, um genau die Politik zu verurteilen, die Präsident Masoud Pezeshkian im Wahlkampf zu beenden versprochen hatte. Ihre Forderung war einfach: die Abschaffung parasitärer Subunternehmer, die ihnen ihre Arbeitsplätze verwehren. Das Urteil der Arbeiter über die Versprechen der Regierung war vernichtend: „Jedes ihrer Versprechen war leeres Gerede; jeder ihrer Argumente war falsch und heuchlerisch.“
In Teheran kam die moderne Gig-Economy-Arbeitswelt zum Erliegen, als Online-Lieferdienste streikten. Sie stellten ihre Maschinen ab, um gegen Hungerlöhne, sinkende Fahrpreise und fehlende Versicherungen zu protestieren, die sie schutzlos machen. Ihr Kampf spiegelt die Essenz des Günstlingskapitalismus des Regimes wider: „Der ganze Profit für die Unternehmen, das ganze Risiko für uns.“ Sie betonten, dass sich die Räder der Wirtschaft zwar drehen mögen, ihr eigenes Leben jedoch durch Ungerechtigkeit zum Stillstand gekommen sei.
In Shahrekord versammelten sich unterdessen Opfer eines sieben Jahre alten Finanzbetrugs um die Firma „Toranj Carpet“. Ihre Geduld war nach Jahren der Untätigkeit der Justiz erschöpft. Ihr kraftvoller Slogan – „Ein Messer schneidet sich nicht in seinen eigenen Griff“ – brachte die öffentliche Wahrnehmung perfekt zum Ausdruck, dass ein korruptes System seinen eigenen Tätern keine Gerechtigkeit widerfahren lassen kann und wird.
Der Schrei aus den Gefängnissen: Widerstand gegen die Tötungsmaschinerie des Staates
Während die Bürger um ihren Lebensunterhalt kämpften, tobte im berüchtigten Gefängnis Ghezel Hesar ein Kampf ums Überleben. Den sechsten Tag in Folge traten über 1.500 Häftlinge der Einheit 2 in einen Massenhungerstreik gegen die zunehmende Anwendung der Todesstrafe durch das Regime.
Auslöser der Proteste war ein beispielloser Anstieg staatlich angeordneter Tötungen. Allein im persischen Monat Mai (23. September bis 22. Oktober) wurden über 200 Hinrichtungen vollstreckt, was ihm den düsteren Titel des „blutigsten Monats“ für Todeskandidaten einbrachte. Der Streik begann, nachdem 16 Gefangene für ihre bevorstehende Hinrichtung in Einzelhaft verlegt worden waren. Daraufhin erklangen aus mehreren Stationen Rufe wie „Hinrichten verboten“.
Die Reaktion des Regimes war schnell und brutal. Die Gefängnisbehörden griffen auf Drohungen, Schläge und die Installation von Störsendern zurück, um die Gefangenen von der Außenwelt zu isolieren. Doch der Widerstand geht weiter.
In einem eindrucksvollen Akt der Solidarität veröffentlichte eine Gruppe politischer Gefangener eine Erklärung zur Unterstützung des Streiks. Sie schilderten den Schrecken der Situation: „Tag für Tag mussten sie zusehen, wie ihre Freunde gruppenweise zum Schlachthof gebracht und an den Galgen geschickt wurden … Jetzt protestieren sie gegen dieses Warten auf den Tod und rufen die Welt auf, sich ihnen anzuschließen.“ Dies ist nicht nur ein Protest; es ist eine Botschaft aus dem Herzen des Unterdrückungsapparats des Regimes, die die Welt Zeuge seiner Verbrechen werden lässt.
Zwei Fronten, ein Kampf
Die Ereignisse vom 18. Oktober zeigen, dass der Kampf auf den Straßen des Iran und der Widerstand in den Gefängnissen untrennbar miteinander verbunden sind. Sie sind zwei Fronten in einem Krieg gegen ein Regime, das seinem Volk eine grausame Wahl lässt: den langsamen Tod durch Armut und Korruption oder den schnellen Tod am Galgen.
Ob durch wirtschaftliche Strangulierung oder den Galgen, die einzige Herrschaftsmethode des Regimes ist die Unterdrückung. Doch der Mut des iranischen Volkes – vom Bäcker, der um seine Subventionen kämpft, bis zum Gefangenen, der aus Protest gegen Hinrichtungen hungert – zeigt, dass der Widerstandsgeist unzerstörbar ist.
