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„Die Parolen der Protestierenden benennen das System der Velayat-e Faqih als Problem – und Widerstand sowie Aufstand als Lösung.“ – Maryam Rajavi
Lageüberblick
Seit dem 28. Dezember 2025 erlebt Teheran eine Welle von Streiks und Protesten im Basar- und Geschäftsviertel, ausgelöst durch den rapiden Wertverfall der Währung, starke Preissteigerungen und eine sich zuspitzende Wirtschaftslage. In mehreren Bereichen der Hauptstadt blieben Geschäfte geschlossen, Händler riefen andere Ladenbesitzer zum Mitmachen auf und es kam zu Straßenkundgebungen. Parallel dazu berichten die vorliegenden Mitteilungen über eine Ausweitung der Proteste auf weitere Städte, darunter Maschhad, sowie über Zusammenstöße mit Sicherheitskräften, die unter anderem Tränengas und Schlagstöcke einsetzten.
Teheran: Streik, Slogans und Konfrontationen
Am Sonntag, 28. Dezember, wurden aus Teheran breit angelegte Streiks und Proteste aus mehreren Handelszentren gemeldet (u. a. Alaeddin-Passage, Charsouq-Komplex an der Jomhouri-Straße, Cheragh-Bargh, Shush-Basar). Demonstrierende skandierten u. a. „Schließt, schließt“ und „Unterstützt, unterstützt“, um weitere Geschäfte zum Schließen zu bewegen.
Am Montag, 29. Dezember, hielten die Proteste laut den Mitteilungen für den zweiten Tag an und breiteten sich auf zusätzliche Passagen und Straßenzüge aus. Genannt werden u. a. Bein-ol-Haramein, Charsouq, Goldbasar, Jafari-Basar sowie mehrere Arkaden; auch in Vierteln wie Lalezar, Sarcheshmeh und im Raum Saadi schlossen zahlreiche Ladenbesitzer. In der Stadt waren Slogans zu hören wie „Tod dem Diktator“, „Dieses Jahr ist das Jahr des Blutes – Seyyed Ali wird gestürzt“ oder „Der Händler stirbt eher, als sich demütigen zu lassen“.
Vor dem Charsouq-Basar: Aufnahme vom Aufstand der Teheraner Basarhändler in der Jomhouri-Straße.
Am Montagnachmittag kam es zudem zu beweglichen Protestzügen und Auseinandersetzungen: Große Gruppen zogen über zentrale Achsen (u. a. Jomhouri-Straße, Naser-Khosrow-Straße, Metro-Bereiche, „Istanbul“-Kreuzung). In den Bereichen Sepahsalar/Garten Sepahsalar und unter der Hafez-Brücke griffen Sicherheitskräfte mit Tränengas und Schlagstöcken an; Protestierende setzten sich zur Wehr, skandierten „Dishonorable“/„Schande“ und drängten Einheiten zeitweise zurück.
Ausweitung: Maschhad und weitere Städte
Die Proteste blieben nicht auf Teheran beschränkt. Bereits am 29. Dezember wird eine Ausweitung nach Metropole Maschhad gemeldet: Am Nachmittag demonstrierten Menschen u. a. am Saadi-Platz und am Shohada-Platz; Einheiten der Bereitschaftspolizei gingen mit Schlagstöcken vor, während sich Protestierende – insbesondere Jugendliche – verteidigten.
Darüber hinaus nennen die Mitteilungen Streiks und Proteste von Basarhändlern auch in Großstädten Kermanschah, Hamedan, Karadsch, Malard sowie in Dargahan auf Qeshm. Dort wurden ebenfalls regimekritische Parolen berichtet, darunter „Tod Khamenei“ und „Dieses Jahr ist das Jahr des Blutes…“. In einigen Versammlungen seien zudem Flugblätter mit Slogans wie „Tod dem Unterdrücker – ob Schah oder Führer“ verteilt worden.
Reaktion des Regimes: Alarmbereitschaft und Einschüchterung
Eingegangene Berichte schildern eine sichtbare Nervosität der Behörden: Für Teheran wird u. a. berichtet, dass das Regime die Revolutionsgarde (IRGC) und weitere Sicherheitsstrukturen in Alarmbereitschaft versetzt und repressive Einheiten in erhöhte Bereitschaft gebracht habe; auch aus Provinzen seien Einheiten als Verstärkung abrufbereit. Gleichzeitig wird der Protest als direkte Herausforderung der Staatsführung beschrieben: Neben ökonomischen Forderungen dominieren politische Parolen. In einem Vorfall, der in den Mitteilungen erwähnt wird, soll das Fahrzeug eines regimenahe auftretenden Geistlichen beschädigt worden sein, nachdem er Demonstrierende beschimpft hatte.
Staatsmedien-Narrativ: „Zellen“ und „Kette von Protesten“
Bemerkenswert ist, dass selbst regimenahe Medien die politische Dimension thematisieren. Die IRGC-nahe Nachrichtenagentur Fars wird mit der Darstellung zitiert, in einer Menge seien „Zellen“ von 5 bis 10 Personen aktiv gewesen, deren Parolen über reine Berufs- oder Wirtschaftsfragen hinausgingen. Gleichzeitig wird Fars zufolge Maryam Rajavi mit einem Aufruf zur „Bildung einer Kette von Protesten“ erwähnt; ein angeblicher Beamter des Informationsministeriums deutet dies als Versuch, wirtschaftliche Kritik in politische Instabilität zu überführen.
Nationaler Widerstandsrat Iran (NWRI)
