Staatliche Medien im Iran: Armut, Ungleichheit und eine unruhige Gesellschaft

NWRI-

Ein Blick in die staatlichen Medien in den letzten Tagen zeigt die Tiefe der Probleme in der Bevölkerung mit dem Lebensunterhalt und die Furcht des Regimes vor ihrer Reaktion.
Am 19. Dezember hat das iranische Regime endlich eingeräumt, dass die Omikron Variante von Covid-19 im Land Einzug erhalten hat. Das Eintreffen dieser Variante wird mit Sicherheit zur wachsenden Zahl der Todesfälle durch Covid-19 beitragen, die schnell auf die halbe Million zuläuft nach den Aussagen der iranischen Opposition.

Unterdessen hat die staatliche Eghtesad-e Pouya („Wirtschaft von Pouya“) die in den Himmel schießenden Preise bei der Gesundheitsversorgung, besonders bei den Medikamenten, zugestanden.

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„Die steigende Inflation und die in den Himmel schießenden Preise für die Gesundheitsfürsorge haben das Steigen der Armutslinie im Iran bewirkt“, schreibt Eghtesad-e Pouya. „Die Situation hat einen Punkt erreicht …, wo Experten vor akuten und chronischen physischen und psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft warnen wegen des Anstiegs der Preise für Medikamente und für die Gesundheitsfürsorge“.

„Die abnehmende Kaufkraft hat jetzt zu Unterernährung geführt und deshalb herrschen verschiedene physische, geistige und psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Mangel an Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien in der Gesellschaft vor. Wir sehen das an der steigenden Zahl der Toten und an der Armut“, fügt Eghtesad-e Pouya hinzu.

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Während die Iraner im Allgemeinen kaum über die Runden kommen, bekommen die offiziellen Vertreter des Regimes astronomische Gehälter.

„Laut veröffentlichten Berichten [bekommen Amtsinhaber] monatliche Gehälter von 284 Millionen Toman und 184 Millionen Toman, während Angestellte 3 Millionen Toman erhalten“, schreibt das staatliche Organ Jomhuri-e Eslami [„Islamische Republik“] vom 19. Dezember.

Dementsprechend räumt Jomhuri-e Islami ein: „Wir wissen, dass bis zu 10 % [der Gesellschaft] super-astronomische Gehälter beziehen, während die anderen 90 % unter der Armutslinie leben. Ökonomen sehen die Armutsline in unserem Land bei 10 Millionen Toman“.

Die wachsende Armut der Iraner mitten in systematischem Nepotismus im Iran unter dem Mullah Regime wird auch von der staatlichen Tageszeitung Arman vom 11. Dezember hervorgehoben.

„Berichte und Statistiken zeigen die harten Lebensbedingungen in der Bevölkerung. Aber die Situation ist noch schlimmer für arme iranische Familien. Die Armut verletzt die Menschen bis in die Knochen und das ist eine ernste Sache. Wenn die Regierung nicht die notwendigen Maßnahmen ergreift, werden die Menschen an den hohen Lebenshaltungskosten kaputt gehen“, schreibt die Tageszeitung Arman.

Es gibt die falsche Auffassung, dass die Sanktionen der Hauptgrund für die zunehmende Armut seien und dass das Schicksal der Wirtschaft des Iran an die Atomgespräche gebunden sei. Die staatliche Jahan-e Sanat [„Welt der Industrie“] hat diesen Punkt am 12. Dezember widerlegt.

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„Nicht alle Iraner sehen das so, dass die Atomgespräche in Wien irgendeinen Einfluss auf soziale und wirtschaftliche Probleme hätten und eine Verbesserung in Aussicht stellen. Ein bedeutender Prozentsatz der Menschen, die in Armut leben, kümmern sich nicht um die Verhandlungen“, schreibt Jahan-e Sanat. „Die Menschen gehen davon aus, dass frühere Verhandlungen ihre Lebensbedingungen nicht geändert haben, ebenso wenig die Wirtschaft des Landes. In Wirklichkeit hat die Inflation täglich zugenommen“.

Die großen Proteste im Iran 2018, die drei Jahre nach dem Abschluss des Atomvertrags ausbrachen, haben bestätigt, dass die wirtschaftliche Krise des Iran ihren Ursprung nicht in den Sanktionen hat.

Die Tageszeitung Jahan-e Sanat gibt zu, dass „Inflation und in den Himmel schießende Preise die Menschen erdrücken und sie können nicht noch mehr Druck aushalten. Weshalb sollte also eine Familie, die sich kaum ihr Brot verdienen kann, sich um die Wiener Gespräche kümmern?“

Die iranische Bevölkerung betrachtet das Regime als die reale Quelle ihrer Probleme. Sie sind Zeuge davon, wie Vertreter des Regimes und ihre Verwandten astronomische Gehälter bekommen und Luxusleben führen, während viele Menschen in absoluter Armut leben. Als Folge davon haben im ganzen Iran die Proteste zugenommen und versprechen einen weiteren landesweiten Aufstand.

Die Aussicht auf einen weiteren Aufstand hat Vertreter des Regimes in Schrecken versetzt und staatliche Medien veranlasst, die Regimevertreter zu warnen.

Dazu schreibt Jomhuri-e Eslami: „Unsere Gesellschaft mag ruhig erscheinen, aber es gibt etwas unter der Hautoberfläche der Gesellschaft, das ist sehr gefährlich. Wenn die Menschen die Geduld verlieren, wird es ein Desaster geben. Wie [der Gründer des Regimes Ruhollah] Khomeini gesagt hat: ‚Es würde eine Explosion geben, die nichts übrig lässt‘. Mit anderen Worten, wenn es eine Revolution gibt, dann wäre das die Revolution der Armen gegen die [herrschende] Oligarchie. Wenn die derzeitige Situation so weitergeht, wird diese Revolution unabwendbar hervortreten“.